Im Juli 2017 findet nun die 3. Weltmeisterschaft in E-Rolli Fußball – der FIPFA World Cup – statt. Nach Oktober 2007 in Tokyo / Japan und November 2011 in Paris / Frankreich wird das Turnier dieses Mal vom 5. bis 9. Juli in Kissimmee in Florida / USA ausgetragen. (Zeitplan)
Die FIPFA als internationaler E-Rolli Fußball Verband gab kürzlich die 10 teilnehmenden Nationenbekannt. Dies sind: Argentinien, Australien, Dänemark, England, Frankreich, Irland, Japan, Kanada, Uruguay und USA
So ging die WM 2011 aus: 1. USA, 2. England, 3. Frankreich, 4. Belgien, 5. Japan, 6. Kanada, 7. Australien, 8. Portugal, 9. Irland, 10. Schweiz
Gespielt wird im Juli 2017 in einer Vorrunde in 2 Gruppen mit jeweils 5 Teams – das Ergebnis der WM 2011 wurde bei der Setzung berücksichtigt. USA als Weltmeister 2011 spielt fix in Gruppe 1 und England (zweiter im Jahr 2011) fix in Gruppe 2. Die anderen Teams werden am 23. Februar 2017 zugeteilt.
Und Österreich: Das Ziel einer jungen aufstrebenden Nation im E-Rolli Fußball wie Österreich ist es natürlich auch ein Mal bei einer WM mitspielen zu können. Doch E-Rolli Fußball gibt es bei uns erst sein wenigen Jahren und wir werden hart weiter daran arbeiten bei einer Weltmeisterschaft in der Zukunft teilnahmeberechtigt zu sein.
In der Ausgabe 13 für Herbst 2016 des Inklusionsmagazins VALID gibt es auf Seite 67 einen kurzen Bericht unter dem Titel “Premiere für E-Rolli Fußball Nationalteam” über den Auftritt der österreichischen SpielerInnen beim Turnier in Sevenoaks in England.
Im Rahmen des 4 Nationen Turnier in Sevenoaks/England erhielt unser Nationalteam zum ersten Mal einen Einblick in die Klassifizierung der SpielerInnen bei E-Rolli Fußball.
Klassifizierung wird uns erklärt / Foto: Sergiu Borcuta
Was ist Klassifizierung und wofür ist sie?
In einem mehrstufigen Verfahren werden SpielerInnen auf die Behinderung und dessen körperliche Auswirkung auf die Leistung bei E-Rolli Fußball eingestuft.
Ziel ist es, mit der Klassifizierung eine Grundlage für ein faires Spiel zu schaffen. Innerhalb darin können sich die SpielerInnen mit taktischen Wissen, Können und Spielweisen messen und dabei sportlich auf hohen Niveau tolle Matches liefern. “Speedtests und Klassifizierung sind neue Erfahrungen für uns und sollen den Sport fairer machen und werden auch in Österreich für die Liga notwendig sein”, ist sich Michael Kiefler sicher.
Als Minimalanforderung gilt, dass E-Rolli Fußball nur von SpielerInnen gespielt werden darf, die für die Ausübung des Sports einen elektrischen Rollstuhl benötigen.
Klassifizierung / Foto: Sergiu Borcuta
Es gibt zwei Klassifizierungsstufen:
Die Stufen heißen PF1 und PF2 (“PF” steht für “Powerchair Football”)
PF1: Die Spielerin/der Spieler hat hohe körperliche Einschränkungen, die sich auf die Gesamtleistung auf körperlicher Ebene auswirkt.
PF2: Die Spielerin/der Spieler weist auf leichte, mittelmäßige körperliche Einschränkungen, die sich auf die Gesamtleistung auf körperlicher Ebene auswirkt. Die Person erfüllt aber noch immer die Minimalanforderung.
In einem internationalen Spiel darf laut Regeln jedes Team maximal zwei PF2 SpielerInnen gleichzeitig auf dem Spielfeld einsetzen. Das heißt, folgende Aufstellungen sind beispielsweise im Spiel erlaubt:
2 x PF2 SpielerInnen und 2x PF1 SpielerInnen,
1 x PF2 SpielerInnen und 3x PF1 SpielerInnen oder
4 x PF1 SpielerInnen
Wie werden SpielerInnen klassifiziert?
Die Klassifizierung wird von einem dafür ausgebildeten Team durchgeführt. Da während dem 4 Nationen Turnier diesbezüglich ein Kurs stattfand, war es gleich für beide Seiten eine neue Erfahrung.
Die Spielerin oder der Spieler hat die Möglichkeit, eine Vertrauensperson zur Klassifizierung als Unterstützung (z.B. für Übersetzung der Sprache und zur emotionalen Unterstützung) mitzunehmen.
Klassifizierung: Krafttest / Foto: Sergiu Borcuta
Zu Beginn beantwortet die Spielerin oder der Spieler verschiedene Fragen zu dem Gesundheitszustand. Gegendruck-Übungen zur Einstufung der Muskelkräfte, die bei E-Rolli Fußball benötigt werden, werden ebenso durchgeführt, wie die Erkennung von Farben und das Testen des Blickwinkels.
Am Ende des Verfahrens folgen noch Übungen aus der Training-Praxis wie Slalom-Fahren oder Ball seitlich passen. Dabei werden die Reaktionsfähigkeit und die körperliche Stabilität während dem Fahren beobachtet. Dieses Video zeigt, wie dies in der Praxis aussieht:
Alle Antworten werden im Computer in einem eigenem Tool festgehalten und mittels einem Punkte-Schema wird eine Klassifizierungsstufe vorgeschlagen. Bevor das Ergebnis der Spielerin oder dem Spieler vermittelt wird, bespricht das Team noch kurz die einzelnen Ergebnisse.
Unser erstes Mal
Wir Spielerinnen und Spieler aus Österreich wurden alle zum ersten Mal eingestuft. “Es war spannend das erste Mal die Klassifizierung durchzumachen”, meint etwa Jasna Puskaric.
Wir hatten vor unserer ersten Klassifizierung den Status “New”. Nach der Klassfizierung bekamen wir den Status “Review” zugewiesen, das bedeutet, dass sich die Einstufung bei einer neuerlichen Klassifizierung vor einem Wettbewerb wieder ändern kann.
Es gibt noch einen dritten Status: “Confirmed”. Dieser wird vom Team vergeben, wenn die Einstufung nach mehreren Klassifizierungsverfahren sich nicht mehr ändern wird.
Klassifizierung: Ist die Farbe noch erkennbar? / Foto: Sergiu Borcuta
Kritik an dem Klassifizierungsverfahren
Wo liegen Deine Stärken? Wie fest kannst Du Deine Hand zudrücken? Wie weit kannst Du Dich nach vorne beugen? … Die Klassifizierung soll nicht auf zeigen, wo die Defizite liegen, sondern auf das was Du gut kannst. Trotzdem kann es einem emotional treffen.
Fragen rund um den Gesundheitszustand u. das Anfassen des eigenen Körpers durch fremde Menschen, können einem an (damals unerfreuliche) Arztbesuche erinnern. Zudem ist nicht immer eine Trennung von körperlichen Komponenten eine gute Lösung.
Hier ein Beispiel von mir: Während ich dem Team hinwies, dass ich durch meine Hörbehinderung Geräusche von hinten nicht wahrnehmen kann, war das Testen des maximalen Blickwinkels nur auf die Augen und körperliche Beweglichkeit eingegrenzt.
Dies zeigt deutlich, dass Klassifizierungsverfahren nie ganzheitlich individuell für die Vielfalt unserer verschiedener Körper ausgerichtet sein können und daher beschränkt sind.
Am 16. August 2016 flogen wir mit den Austrian Airlines nach England. Am 17. August wurde noch ein wenig trainiert und Taktiken besprochen. Die Freundschaftsspiele starteten ab 18. August, am 19. August wurde die Vorrunde durchgeführt. Am 20. August fanden die Finalspiele statt. Abreise war am 21. August.
Die Freundschaftsspiel verliefen überraschend positiv. Mit Ballglück gewannen wir gegen Irland (Tor durch Iljas Jusic – Video) und England (Tor durch Karin Holzmann – Video) jeweils 1:0. Gegen das Team der Deutschen gelang uns ein glatter 5:0 Sieg. (Video)
Die Ergebnisse dieser Spiele zählten aber noch zum Turnier, gaben uns aber die Gelegenheit erste Erfahrungen zu sammeln und mit unseren neuen Rollstühle zu üben.
Spielplan Vorrunde (19. August)
Richtig los ging es mit den sechs Spielen am 19. August. Laut Spielplan traf jedes Team auf alle anderen ein Mal.
Im August 2016 wird ein Development Turnier in Sevenoaks / England durchgeführt. Die Spiele werden in der Valence School von Sevenoaks in Westerham Kent stattfinden, wo die Teams auch untergebracht sind.
Angekündigtes Programm
Am ersten Tag (17. August 2016) werden die FIPFA Klassifizierung der Spielerinnen und Spieler vorgenommen sowie trainiert. Beides wird von den Trainerinnen und Trainern und Leuten von der EPFA durchgeführt. Am Abend gibt es die Öffnungszeremonie mit Abendessen.
An zweiten, dritten und vierten Tag finden die Spiele statt, gibt Adam McEvoy von der EPFA bekannt. Die Plan wurde so aufgestellt, weil es eine Anzahl an Spielerinnen und Spielern gibt, die klassifiziert werden müssen. Weiters gibt diese Vorgangsweise den Teams ein besseres Verständnis über die Klassifizierung der jeweiligen Spielerinnen und Spielern, informiert der EPFA-Funktionär.
Welche Teams treten an?
Österreich, England, Deutschland, Irland
Österreichisches Nationalteam
Im Juni 2016 wurden jene Spielerinnen und Spieler ausgewählt, die Österreich als Nationalteam beim Turnier in England der EPFA (European Powerchair Football Association) vertreten werden.
Das TrainerInnenteam besteht aus Doris Fritz und Leo Vasile. Als Rollstuhltechniker wird Klaudijo Jandrijevic (von ottobock) mitfliegen. Komplettiert wird die Mannschaft durch 8 AssistentInnen.
Team Deutschland
“Wir freuen uns riesig auf dieses Abenteuer, darauf neue Sportfreunde kennen zu lernen und bekannte Gesichter wieder zu treffen”, geben die Deutschen auf Facebook bekannt.
Hier die SpielerInnen des deutschen Teams: Jessica Fischer (Nr. 17), Romy Pötschke (Nr. 13), Gunnar Weiland (Nr. 11), Anna Döring (Nr. 4), Annett Hanicke (Nr. 3), Luise Mittag (Nr. 2), Sarah Lenz (Nr. 5) Kapitän / TrainerInnenteam: Angelika Zschornack und Lutz Grundmann / Thomas Mittag und Stefan Wicklein als Techniker.
Team Deutschland beim Turnier in Sevenoaks / England
Team Irland
Irland hat angekündigt mit folgendem Team anzutreten: David Stack, Joe Barry, Barry Doherty, Patrick Cumiskey und Conor Doyle.
Team Irland beim Turnier in Sevenoaks / England
Team England
Wir vermuten, dass das Development Team von Sevenoaks Town FC antreten wird. Das wären dann die SpielerInnen: Josh Newton, Shaye Reid-Watson, Emma Suddes, Harry Bestwick und David Cornell.